Was ist eigentlich die Jahreslosung?

Die Jahreslosung der christlichen Kirchen wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt. Die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation spielt dabei keine Rolle, weil die Auswahl stets vier Jahre im Voraus stattfindet. Wichtige Gesichtspunkte sind dagegen, dass eine zentrale Aussage der Bibel in den Blick kommt, und zwar in einprägsamer und möglichst knapper Formulierung, ein Bibelwort, das in besonderer Weise ermutigen, trösten Hoffnung wecken oder auch aufrütteln und provozieren kann.

Die Jahreslosung für 2024:
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1 Kor 16,14

Weitere Informationen:
Häufig gestellte Fragen

2014-12-19_spenden

Wir beschenken Sie!
Jährlich veröffentlichen wir hier ein Lied
zur Jahreslosung, als Geschenk an Sie.
Die Notensätze dürfen für Jugend- und
Gemeindearbeit kostenlos verwendet werden.

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Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) braucht Ihre Unterstützung.
Schon mit 20 € helfen Sie mit, dass wir jungen Menschen in ihren Lebenswelten
begegnen und sie zu einem eigenen Glauben an Jesus Christus einladen können.
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Spendenkonto:
Evangelisches Jugendwerk in Württemberg (EJW)
IBAN: DE24 5206 0410 0400 4054 85, BIC: GENODEF1EK1
Projekt-Nr.: Jahreslosung EJW100

Andachten 2024

Auslegungen zur Jahreslosung und den Monatssprüchen, Bild- und Liedandachten, lebensnahe und praxisorientierte Texte und Glaubensgeschichten rund um das Thema der Jahreslosung 2024. Für sich selbst und die Gruppe, für den Einstieg in Themen und Gottesdienste …

Zielgruppe

  • Mitarbeitende in der Gemeindearbeit
  • Hauptamtliche, Ehrenamtliche
  • Jugendliche ab 13 Jahren, Erwachsene

Herausgeber
Cornelius Kuttler ist Leiter des Ev. Jugendwerks in Württemberg und seit 2016 zudem Vorsitzender des Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbundes Württemberg.

Besonderheiten

  • Vielseitige Impulse zur Jahreslosung
  • Kompaktes Format
  • Günstiger Preis

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Andachten 2024 vom EJW können Sie hier kaufen

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Jahreslosung 2024 Motiv von Dorothee Krämer

Die Künstlerin und Grafikerin Dorothee Krämer aus Esslingen ist seit vielen Jahren bekannt für ihre ansprechenden Motive zur Jahreslosung. Auch ihre Bilder und Kunstpostkarten erfreuen sich großer Beliebtheit, ebenso ihre Vesper- bzw. Frühstücksbrettchen.

Ein ausdrucksstarkes Motiv. Mit einer Bildmeditation von Cornelius Kuttler.

Das Motiv für die Jahreslosung 2024 ist als Postkarte, Faltkarte mit Umschlag, Lesezeichen, Kunstblatt (DIN A4, DIN A3, 40 x 60 cm, 60 x 90 cm) und Lichtbild erhältlich.

Aufbrechen

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!
Große Worte sind das.
Vielleicht zu groß für mich.
Wie oft scheitere ich an mir selbst,
werde meinem eigenen Anspruch nicht gerecht.
Ich liebe nicht, sondern bin gleichgültig.
Ich gehe nicht auf andere zu, sondern ziehe mich ängstlich zurück.
Ich verzeihe nicht, sondern bin gefangen in dem, was war.

Dann sehe ich die Liebe, die Jesus Christus gelebt hat.
Für mich mögen die Worte zu groß sein, aber nicht für ihn.
Weil uns in seiner Liebe Gott selbst begegnet.
Diese Liebe ist stärker als Hass,
sie überwindet Gräben,
sie macht Wunden heil.
Diese Liebe verändert. Auch mich.

Es kommt darauf an, nicht meine Liebe zu leben, sondern seine.
Weil es seine Liebe ist, die mir die Kraft gibt, aufzubrechen:
Aufzubrechen aus dem, was mich festhält und lähmt.
Aufzubrechen hin zu anderen.
Selbst zu dem, mit dem ich eigentlich fertig bin.
Selbst zu der, der ich nicht mehr in die Augen sehen kann.
Seine Liebe hat die Kraft, verkrustete Herzen aufzubrechen.

Nicht um große Worte geht es also, sondern um eine Liebe,
die Leben verändert.

Cornelius Kuttler

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Die Jahreslosung 2024 von Dorothee Krämer können Sie hier kaufen

Jahreslosung 2024 – Motiv Bahlinger

Stefanie Bahlingers Entwurf zur Jahreslosung ist in strahlende Farben getaucht. Im Zentrum stehen zwei weiße Kreissegmente, die sich überschneiden und zwei symbolträchtige Formen entstehen lassen: Die weiße Konturlinie lässt einen Fisch erkennen. Das Erkennungszeichen der ersten Christen, das Ichthys-Zeichen, wirft einen tief roten Schatten. Daraus wiederum entsteht ein Herz. In den Durchbrüchen des Lichts wird das Kreuz als Symbol für die Verbindung des Irdischen und Himmlischen angedeutet.

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Jahreslosung 2024 von Stefanie Bahlinger können Sie hier kaufen

Jahreslosung 2024 – Motiv Felger

Das Jahreslosungsmotiv von Andreas Felger greift das Liebessymbol schlechthin auf: die Rose. In dem bekannten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ steht das filigrane Gewächs aber für weitaus mehr als die romantische Bedeutungsebene. Sie weist auf Jesus hin, der die Liebe selbst ist. Ihn sollten wir uns zum Vorbild nehmen, wenn wir den herausfordernden Vers ins neue Jahr mitnehmen. Seine Liebe, die er uns bedingungslos entgegenbringt, ist der Ursprung für alles, was wir unseren Mitmenschen weitergeben können.

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Jahreslosung 2024 von Andreas Felger können Sie hier kaufen

Jahreslosung 2024 – Motiv Jung

Eva Jung: Revolutionär
Was wäre eigentlich, wenn Liebe tatsächlich der Antrieb hinter allem wäre? Das wäre revolutionär! Liebe, die alles Denken und Handeln, alles Reden und Schweigen durchdringt. Sie würde unsere Welt verändern – nachhaltig verändern. Der Jahreslosungsvers fordert uns zum Umdenken auf. Es ist kein geringer Anspruch, der uns darin als Ziel gesetzt wird. Aber wie eine Revolution kann die Veränderung heute aufbrechen und immer weiter wachsen. Die Hamburger Designerin Eva Jung entdeckt sie bereits, die Liebe, im englischen „Revolution“. Sie ist schon da und will entdeckt werden.

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Jahreslosung 2024 von Eva Jung können Sie hier kaufen

Jahreslosung 2024 – Motiv Schaaf

Mareike Schaaf: Liebe als Treibstoff
Der Jahreslosungsvers für 2024 steht im ersten Brief an die Korinther. Paulus ermahnt die streitlustige Gemeinde vorher zu Wachsamkeit, zur Treue am Glauben, zu Mut und Stärke. Als wolle der Apostel dies nochmals zusammenfassen und unterstreichen, folgt der Jahreslosungsvers. Wenn Liebe wie ein Treibstoff unseres Denkens, Handelns und Tuns wirkt, dann ist die Grundlage gelegt für ein gutes Zusammenleben – nicht nur in Gemeinde. Unser Motor, unsere Motivation und Orientierung, wird von Liebe angetrieben. Und Jesus füllt den Tank im Überfluss.

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Jahreslosung 2024 von Mareike Schaaf können Sie hier kaufen

Jahreslosung 2024 – Motiv Münch

Das Motiv von Eberhard Münch zur Jahreslosung 2024, von einem der bekanntesten christlichen Künstler in leuchtenden Farben interpretiert.

»Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.« 1. Kor 16,14

Die Welt, die uns umgibt, scheint immer rauer zu werden. Krisen bedrohen unseren inneren Frieden. Gesellschaftliche Spannungen nehmen zu. Angst, Hass, Zwietracht und Konflikte scheinen unser Miteinander im Privaten, wie auf Weltenebene immer öfter zu bestimmen. Der Appell, den der Apostel Paulus schon vor zweitausend Jahren an seine Gemeinde in Korinth richtete, hat in dieser Weltenlage nichts an Aktualität und Notwendigkeit verloren. »Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe«, lautet seine Weisung. So einfach aber auch radikal diese Botschaft klingt, so schwer fällt es uns oft nach diesem Grundsatz zu handeln. Und deshalb so gut, sie für ein ganzes Jahr ins Zentrum unseres Denkens und Handelns zu stellen. So können wir in eine freundlichere Haltung hineinwachsen. Denn einzig die Kraft und Macht der Liebe, vermag unser Herz zu erweichen und so zum heilsamen Impuls gegen jedwede Angst, Hass, Feindschaft und Trennung werden – hin zu einem liebevolleren Miteinander, zu mehr Frieden und Verbundenheit.

In wundervoll warmen Farben und mit eindrücklicher Geste, transportiert das Jahreslosungsmotiv von Eberhard Münch gleichermaßen Sehnsucht und Botschaft mitten in unser Herz.

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Gedicht zur Jahreslosung 2023 von K. Elwert

Du bist ein Gott, der mich sieht.

Ja, Du bist ein Gott, der mich sieht – und mich kennt –
und der ganz persönlich beim Namen mich nennt;
der mich stets im Blick hat, der weiß, wie’s mir geht –
und auch, wie es wirklich – tief drin – um mich steht.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Ja, Du bist ein Gott, der mich sieht – und mich hört,
der sich auch an meinem Beklagen nicht stört;
der selbst das noch hört, was ich gar nicht erst sag,
und ich nur im Inneren mit mir rumtrag.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Ja, Du bist ein Gott, der mich sieht – und mich schützt
vor dem was mir schadet, vor dem was nicht nützt;
vor Nöten, Gefahren, die ich gar nicht seh,
vor unguten Pfaden, auf die ich sonst geh.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Ja, Du bist ein Gott, der mich sieht – und mich führt,
der liebevoll-lenkend mein Leben berührt;
der Richtung mir gibt, dass ich mich nicht verirr
im Dschungel des Alltags, im Lebensgewirr.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Ja, Du bist ein Gott, der mich sieht – und mich liebt,
der will, dass mir’s gut geht, das Beste mir gibt;
Dir kann ich vertrauen – was immer geschieht –
Ja, du bist ein Gott, der mich sieht;
Dir will ich vertrauen – was immer geschieht –
denn du bist ein Gott, der mich sieht!

Klaus Elwert

Die Jahreslosung 2023 in 8 Sprachen

von Dr. Elisabeth Schneider-Böklen (Pfarrerin im Ehrenamt, München)

„Du bist ein Gott, der mich sieht“
(1. Mose 16,13)

“C’est toi le Dieu qui me voit”
(Genesis 16,13).

“You are a God who sees me” (Genesis 16,13)

“Tu sei il Dio che mi vede”
(Genesi 16,13)

«Wszak tu widziałam Widzącego mnie, a jestem żywa»
(Rdz 16,13)

“Tu Deus qui vidisti me”
(Gen 16,13)

Σὺ ὁ θεὸς ὁ ἐπιδών με·

אַתָּ֖ה אֵ֣ל רֳאִ֑׃

Mit diesen Worten der Jahreslosung 2023 wünsche ich Ihnen/ Dir von Herzen
Gottes reichen Segen an jedem Tag des neuen Jahres !

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Predigt zur Jahreslosung 2023

von Beat Brugger, Co-Pastor, Viva Kirche CH

Ein Gott, der mich sieht
(frei nach Gen 16,1-16)

Ich will mich nicht beklagen, es geht mir gut. Es gibt weitaus üblere Arbeitgeber als Sarai und Abram. Und doch bin ich hier irgendwie fremd. Aus meiner ägyptischen Kultur und Familie herausgerissen, nachdem mich der Pharao zusammen mit einigem Vieh und anderen Sklaven als Geschenk an sie überreichte. Dies sozusagen als Wiedergutmachung für eine gröbere Peinlichkeit, die er sich hat zu Schulden kommen lassen. Sklavin zu sein – oder klingt „Leibdienerin“ etwas besser? – ist nicht ein so schlimmes Schicksal, wie einige jetzt vielleicht vermuten. Immerhin hat man ein Dach über dem Kopf und die Existenz ist mehr oder weniger gesichert. Das ist da wo ich herkomme nicht selbstverständlich. Und ja, Sarai ist freundlich und behandelt mich in der Regel gut. Und doch bin ich ein Mensch zweiter Klasse, jemand, der nicht frei entscheiden kann, was er tun und wo er hin gehen will. Fern von meiner Heimat, meiner Familie und meiner Kultur, diene ich nun diesen fremden Menschen und ziehe mit ihnen durchs Land.

Meine Herrin Sarai und ihr Mann Abram sind zwar frei und wohlhabend, doch auch ihr Glück ist nicht perfekt. Es fehlt ihnen an Nachkommen, die ihre Sippe weiterführen und ihre Geschichte weiterschreiben könnten. Besonders für Sarai ist das eine grosse Not und Schande. Sie fühlt sich irgendwie als Versagerin, dies obwohl niemand mit Bestimmtheit sagen kann, dass sie für die Unfruchtbarkeit des Paares verantwortlich ist. Schon vor Jahren hat Gott Abram eine zahlreiche Nachkommenschaft versprochen. Doch davon ist bis jetzt noch nichts zu sehen. Die beiden sind nicht mehr die Jüngsten, bei Sarai macht sich deshalb seit geraumer Zeit eine zunehmende Torschlusspanik breit. Sie beschliesst nun, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen – und dabei komme ich ins Spiel. Wo der Nachwuchs bei einer Herren-Familie ausbleibt, ist es aufgrund von einer gesellschaftlichen Regelung möglich, die Leibmagt – also mich – als „Nebenfrau“ einzusetzen, damit diese der Familie zu Nachkommen verhilft. Die Geburt muss in in einem solchen Fall auf dem Schoss der Herrin erfolgen und so gilt das Kind der Magd als eines der Herrin. Sarai unterbreitet Abram ihren Plan und der willigt ein. Für mich bedeutet das gesellschaftlicher Aufstieg. Ich bin nun nicht mehr einfach nur die „Leibmagt“ Sarais, sondern auch die „Nebenfrau“ von Abram. Und doch ist es irgendwie entwürdigend, wenn man einfach so ohne eigenes Mitspracherecht zur Nebenfrau bestimmt wird, mit allem was dazugehört; sozusagen instrumentalisiert, um den Makel einer ausbleibenden Nachkommenschaft zu beheben.

Nun gut, es ist, wie es ist. Bald schon weisen einige körperliche Symptome darauf hin, dass Sarais Plan aufgeht. Die regelmässige Übelkeit am Morgen, eine plötzliche Müdigkeit sowie die zunehmende Wölbung in der Körpermitte stellen unmissverständlich klar: ich bin schwanger. Ich hätte es zuvor nicht für möglich gehalten, doch dieser Umstand macht etwas mit mir. Ich werde Mutter, erlebe was wir Frauen instinktiv als unsere Urbestimmung und Identität begreifen. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllt mich. Plötzlich bin ich jemand, nehme einen Platz in einer Familie, einer Geschichte ein. Ich trage Leben in mir, trage Leben in diese Welt und gebe etwas von mir weiter. Schreibt Gott die Geschichte mit mir fort, die er mit Sarai nicht vollenden kann? Bin ich nun die Frau, durch die sich die Verheissung an Abram erfüllt? Meine Fantasie geht wohl grad etwas mit mir durch. Aber ich habe das Gefühl, mein zweitklassiges Dasein hinter mir lassen zu können und den Platz Sarais einzunehmen – zumindest im Herzen Abrams. Endlich bin ich auch mal wer! Ich tausche die Rolle der Statistin mit jener der Hauptdarstellerin ein. Mehr und mehr fällt es mir schwer, meine Herrin ernst zu nehmen, mich ihr zu unterordnen, ihr zu dienen. Nein, jetzt lass ich mir nicht mehr alles gefallen. Schliesslich bin ich ja nun Nebenfrau und nicht mehr nur Dienerin. Das darf sie jetzt ruhig ein wenig spüren.

Allerdings habe ich bei dieser meiner Rechnung die unumstösslichen Machtverhältnisse ausser Acht gelassen. Dass Sarai die Herrin ist und ich die Magd, lässt sie mich bald schon dermassen heftig spüren, dass meine in meinen Träumereien eben errichteten Luftschlösser mit lautem Getöse in sich zusammenfallen. Wähnte ich mich eben noch als Stammhalterin des von Gott erwählten, gesegneten Abram, gibt mir Sarai nun deutlich zu verstehen, dass ich Mensch zweiter Klasse bin. Was noch vor kurzem normal war, fühlt sich für mich nach den zwischenzeitlichen emotionalen Höhenflügen auf einmal unerträglich an. Hinzu kommt, dass Sarai die Enttäuschung über ihre Unfruchtbarkeit offensichtlich an mir auslässt. Sie fordert mehr denn je und die Freundlichkeiten, Ermutigungen und Bestätigungen früherer Tage bleiben gänzlich aus. Ich halte das nicht mehr aus. So kann ich nicht mehr sein. Ich sehe keinen Ausweg als allein die Flucht in die Wüste. Vielleicht komme ich auf diesem Weg ja heim nach Ägypten.

Der Weg ist beschwerlich. Im Sand mache ich gefühlt zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Steine und kleinere Felsbrocken muss ich umrunden oder übersteigen. Bei diesen Anstrengungen macht sich der Umstand deutlich bemerkbar, dass ich in mir noch eine zweite Person mit Energie zu versorgen habe. Wie lange werde ich es ohne Wasserzufuhr aushalten? Es war ein ungestümer, unüberlegter Aufbruch. Das wird mir je mehr bewusst, je schwerer sich meine Schritte anfühlen. Die Sonne sticht erbarmungslos auf meinen Kopf. Der aufgeheizte Sand brennt auf der Haut und die Luft ist heiss wie Feuer. Erste Zweifel kommen auf, ob ich diese aus dem Affekt angetretene Flucht auch überlebe – ich und mein werdendes Kind. Ein „Zurück“ gibt es nicht mehr. Das Einzige, was noch weniger Wert hat als ein Sklave ist ein entflohener Sklave. Mit so jemandem darf man tun und lassen, was man will, kann ihn gar ohne Konsequenzen umbringen. Zudem gibt mir das der Stolz nicht zu. Lieber sterben als diesen „Gang nach Ganossa“ zurück zu Sarai. Endlich, da vorne, ist das nicht eine Wasserquelle? Gierig sauge ich das lebenspendende Nass in mich hinein. Doch wie weiter? Ich habe keine Ahnung! Mich meiner Erschöpfung ergebend, bette ich mich neben die Quelle und döse einfach mal vor mich hin.

„Hagar, Magd Sarais, woher kommst du und wohin gehst du?“ – Wer ist das und woher kennt der meinen Namen? Langsam wende ich meinen Kopf und erkenne erst mal nur schemenhaft doch allmählich etwas klarer die Gestalt, die mich eben so unverhofft persönlich angesprochen hat. Ich fühle mich noch gar nicht im Stande, auf Fragen mit derart philosophischer Tiefe Rede und Antwort zu stehen. Doch die Tatsache, dass ich mit meinem Namen persönlich angesprochen worden bin, schafft in mir sofort Vertrauen. Diese Anrede macht mich von der „Unberührbaren“ entlaufenen Sklavin, einem Menschen ohne Wert zu einem persönlichen Gegenüber. Da scheint mich jemand zu kennen, so wie ich bin. Meine wohl etwas dümmliche Antwort: „Vor Sarai, meiner Herrin, bin ich auf der Flucht“ wird der Bedeutsamkeit der Anrede des Unbekannten nicht wirklich gerecht. Doch viel geistreicheres kommt mir auf die Schnelle nicht in den Sinn. Die Gestalt – wie ich später herausfinde, ein Engel des Herrn – scheint sowieso alles bereits zu wissen, denn er fordert mich ohne weitere Umschweife dazu auf, zu Sarai zurückzukehren und mich „unter ihre Hand zu demütigen“, also ihr aus freien Stücken zu dienen. Aber damit ist der Engel noch nicht fertig, sondern fährt fort: „Ich werde dir mehr Nachkommen geben, als du zählen kannst. Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael, denn der HERR hat deine Hilferufe gehört. Dein Sohn wird ungezähmt sein wie ein wilder Esel! Er wird sich gegen alle stellen und alle werden gegen ihn sein. Ja, er wird mit allen seinen Brüdern im Streit leben.“

Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber mit dem nicht. Dass mich ein Engel Gottes – und damit Gott selber – mit Namen anspricht, weil er mich kennt und liebt, ich, die ich doch eine entlaufene Sklavin bin, ohne Ehre, ohne Rang und für so viele ohne Namen, eine ausrangierte anonyme Arbeitskraft. Aber damit nicht genug, jetzt verheisst der mir gar eine eigene Geschichte, ein eigenes Volk, so gross, dass man es nicht zählen kann. Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen bei weitem. Aber eines ist mir soeben klar geworden: Wenn auch kein Mensch nach mir sieht oder nach mir fragt, Gott sieht mich, er kennt mich, er interessiert sich für mich und hat einen Plan mit mir. Für ihn gibt es nicht angesehenere oder weniger angesehene, keine Herren und Sklaven; für ihn sind alle Menschen – und damit auch ich – unschätzbar wertvoll. Ja, „du bist ein Gott, der mich sieht! (…) Habe ich nicht auch hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat?“ Erst jetzt, wo der Engel schon wieder weg ist, wird mir so ganz bewusst, dass ich in ihm Gott selbst begegnet bin: Dem Gott, der mich angesehen, mich wahrgenommen, mich ernstgenommen hat. Ich bin noch ganz baff und gleichzeitig unglaublich erfüllt und ermutigt.

Meine Kräfte sind – wohl ebenfalls ein Wunder dieser göttlichen Begegnung – wieder da und so schaffe ich es zu Sarai zurück. Ich bitte sie für meinen Aufstand um Entschuldigung und versichere ihr, dass ich meine Dienste als ihre Leibmagd nach bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen will. Daraufhin nimmt mich das Paar wieder in ihre Gemeinschaft auf. Als spannungsfrei kann man die Beziehung mit Sarai nicht bezeichnen, aber sie ist für beide Seiten tragbar. Die Gewissheit, dass Gott mich sieht, mich kennt und einen Plan mit mir hat, lässt mich meine niedere Stellung als Sklavin ertragen. Ich weiss nun ja, dass ich viel mehr Wert bin.

Die Geburt ist, schmerzhaft und anstrengend, wie Geburten halt nun mal so sind, alles in allem geht sie aber gut über die Bühne. Abram nimmt meine Gottesbegegnung übrigens ernst und gibt dem Kind den Namen Ismael, wie der Engel es angehordnet hat. Überhaupt steht er mir zur Seite und unterstützt mich in allem. Nicht selbstverständlich für einen 86-jährigen Mann.

Persönliche Fragen aus diesem Text:

  • In welcher Beziehung fühlst du dich in deiner Freiheit eingeschränkt, als Sklave von Umständen oder Menschen?
  • In welchen Situationen hast du das Gefühl, du seist unbedeutend, werdest vergessen, nicht wahrgenommen, seist unsichtbar, werdest nicht mit der Würde behandelt, die dir eigentlich zusteht?
  • Wo wirst oder wurdest du schon instrumentalisiert, für die Zwecke anderer „missbraucht“?
  • Hast du dir auch schon auf plötzliche Chancen etwas eingebildet? Dir gedacht, aufgrund der veränderten Umstände seist du jetzt „endlich auch mal jemanden“? Hast dich dann über andere überhoben (bist überheblich geworden)?
  • Aus welchen Umständen möchtest du am liebsten fliehen? Und dabei die Zusatzfrage: Welchen Anteil an der schwierigen Situation haben andere, welchen Anteil (und damit welche Verantwortung) hast du?
  • Was bedeutet es dir, dass Gott dich persönlich kennt, dich sieht, ansieht, dich ernst nimmt, du für ihn Bedeutung hast?
  • Welche Pläne hat Gott mir dir? Und was macht es mit dir und deiner Identität, dass Gott mit dir Geschichte schreiben will?
  • Bei wem musst du dich vielleicht noch entschuldigen, weil du dich in deinem Übermut daneben benommen hast?
  • Welchen Unterschied könnte das „von Gott gesehen sein“ für deinen Alltag, die vielleicht schwierigen Umständen, dein Sklavendasein, machen?

Beat Brugger, Co-Pastor, Viva Kirche CH

Jahreslosung 2023 von Gunther Seibold

Dieser Vers für 2023 ist eine Anrede an Gott: Am Anfang steht auch im hebräischen Text ein betontes „Du“. Der geistliche Blick schaut also zu Gott hin. Die gegenwärtige Bibelwissenschaft sieht in dem, was folgt, eine Benennung Gottes: Du bist „El Roi“, zu Deutsch „Gott des Sehens“. Gott wird gepriesen als der, der alles sieht.

Die Übersetzungen, die „mich“ hinzufügen, haben das nicht aus dem Wort selbst, sondern aus dem Zusammenhang. Da ist die bedauernswerte Hagar, die eine Magd der Sara war, der Frau Abrahams. Als Sara kein Kind bekam, gab Sara ihre Magd und Abraham wohnte ihr bei und sie wurde schwanger. Da wurde Sara neidisch und mobbte Hagar hinaus. Diese flieht und dabei spricht Gott ihr durch einen Engel gut zu und verspricht ihr einen Weg mit dem Kind, wenn sie zunächst wieder zurückkehrt und es aufzieht. Hagar dankt und lobt Gott mit ihrer Gottesbezeichnung „Gott des Sehens“ und erklärt dazu: „Gewiss hab ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat.“ Da ist es: Gott hat sie angesehen. Eine fürsorgliches Sehen war das. Mit Hagars Jahreslosungswort können jegliche Menschen in ihrer Not Trost und Zuspruch finden.

Gunter Seibold

Die Gestaltung der Jahreslosung legt den Akzent auf den „Gott des Sehens“, indem Sie Gott mit dem Symbol eines Auges verbindet. Während Menschen immer zwei Augen haben, wird Gott in der Kunstgeschichte immer mit einem Auge symbolisiert. Ich habe es außerdem gedreht und so von menschlichen Augen unterschieden und zu einem Symbol für das Sehen zwischen Himmel und Erde gemacht.

Die Grafiken stelle ich zur freien Verwendung zur Verfügung, Nachfrage nicht erforderlich. Natürlich freue ich mich auch, wenn ich über eine Verwendung eine Nachricht bekomme.

Nähere Informationen:

www.gunther-seibold.de

Jahreslosung 2023 Motiv von Dorothee Krämer

Die Künstlerin und Grafikerin Dorothee Krämer aus Esslingen ist seit vielen Jahren bekannt für ihre ansprechenden Motive zur Jahreslosung. Auch ihre Bilder und Kunstpostkarten erfreuen sich großer Beliebtheit, ebenso ihre Vesper- bzw. Frühstücksbrettchen.

Ein ausdrucksstarkes Motiv. Mit einer Bildmeditation von Cornelius Kuttler.

Das Motiv für die Jahreslosung 2023 ist als Postkarte, Faltkarte mit Umschlag, Lesezeichen, Kunstblatt (DIN A4, DIN A3, 40 x 60 cm, 60 x 90 cm) und Lichtbild erhältlich.

Zielgruppe

  • Erwachsene
  • Jugendliche

Zu beziehen bei:
buch+musik
Buchhandlung+Verlag des ejw

Online-Shop:
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Jahreslosung 2023 – Motiv Andrea Sautter

Du siehst

mein woher
und
mein wohin

mein gestern
mein heute
mein morgen

meine Wüsten
meine beengten
und begrenzten Horizonte

durchbrochen

neues Leben
wird möglich

Du, mein Gott
siehst mich
kennst mich

und ich
erkenne
dich

Besonderheiten:

  • Jahreslosung ausdruckstark interpretiert
  • Einmaliger Malstil in Öl

Zielgruppe

  • Erwachsene
  • Jugendliche

Künstlerin:
Andrea Sautter
Geboren am 04. August 1970 in Rosenfeld, seit 1997 verheiratet, Ausbildung zur Feinmechanikerin und Bürokauffrau
Schon seit der Schulzeit gehörten Bleistift und Pinsel zum Leben dazu. Seit 2002 widmete sie sich wieder verstärkt der Malerei. Es war der Reiz etwas Neues zu wagen; – die Faszination von Licht und Schatten, Nähe und Distanz, Klarheit und Erahnung für den Moment einzufangen. Grenzen beim Umgang mit Farbe und Material gesetzt zu bekommen und sie mit Mut immer wieder zu durchbrechen. Seit 2007 beschäftigt Sie sich verstärkt mit biblischen Texten und gestalte Jahreslosungen, Trauverse, Tauf-, Konfirmations- und Kommunionsverse.

Zu beziehen bei:
buch+musik
Buchhandlung+Verlag des ejw

Online-Shop:
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Jahreslosung 2023 – Motiv Bahlinger

Stefanie Bahlinger nimmt die Sklavin Hagar als Sprecherin des Verses in den Fokus. Doch auf der freien Fläche wirft sich die skizzierte Frau zu Boden. Ihr Gewand bedeckt den Körper und liegt wie die Last ihres Lebens auf ihr. In demütiger Haltung tritt sie vor Gott und ruft voller Dankbarkeit aus: „Du bist ein Gott, der mich sieht!?. Die Hände bergend vor dem Gesicht sieht sie nicht, wie der Himmel in strahlende Farben aufreißt. Der Blick, der auf sie fällt, ist voller Liebe und Annahme. Aus der Leere der Wüste um sie herum wird Freiheit. Gottes Nähe ist uns auch in der Not immer zugesagt. Er beachtet auch die, die scheinbar niemand sieht.

„Zum ersten Mal prägt der Ausspruch einer Frau ein ganzes Jahr. Sie steht für all die nicht wertgeschätzten Frauen in Gesellschaft und Religion bis heute.“
Jutta Henner, stellvertretende Vorsitzende der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen

Das Motiv ist als Postkarte, Faltkarte, Lesezeichen und als Poster (DIN A4, DIN A3, DIN A2, 50 x 70, DIN A0) erhältlich.

Zu beziehen bei:
buch+musik
Buchhandlung+Verlag des ejw

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Jahreslosung 2023 Motiv gestaltet von Andreas Felger

Von Gott gesehen – weil er eine Beziehung zu uns haben will. Das Jahreslosungsmotiv von Andreas Felger stellt die Verbindung zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Himmel und Erde, in den Mittelpunkt. Der liebevolle Blick Gottes erhellt unsere Welt. Seine Perspektive ist in einen warmen Ton getaucht. Inmitten der Dunkelheit hält er an uns fest.

Das Motiv ist als Postkarte, Faltkarte, Lesezeichen und als Kunstblatt (DIN A4, DIN A3, 40 x 60 cm, 60 x 90 cm) erhältlich.

Zu beziehen bei:
buch+musik
Buchhandlung+Verlag des ejw

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